St. Joseph (Horsthausen)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
St. Joseph
Luisenstraße St Josef Kirche 2019.jpg
Bildinfo: Die St Joseph Kirche fotografiert im
Januar 2019
Stadtbezirk: Sodingen
Ortsteil: Horsthausen
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Letzte Änderung: 27.11.2023
Geändert von: Franz Fortmqann

Die St.-Joseph-Kirche ist eine katholische Gemeindekirche in Herne. Sie ist die zweite Kirche an dieser Stelle und liegt an der Roonstraße in Horsthausen. Bis zum 31. Dezember 2016 war sie Gemeindekirche der St. Joseph Gemeinde im Pastoralverbund Herne-Nord des Dekanates Emschertal im Erzbistum Paderborn. Heute gehört sie zur Katholische Pfarrgemeinde St. Dionysius Herne.

Baugeschichte

Das dünn besiedelte Gebiet in Horsthausen erlebte wie die übrigen Gebiete des Ruhrgebietes durch den nordwärts ziehenden Bergbau im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einen rasanten Bevölkerungszuwachs. Dadurch waren die Mutterkirchen gezwungen, Pfarrvikarien zu schaffen, um den Menschen die aktive Teilnahme am Gottesdienst und dem Gemeindeleben zu ermöglichen. Am 20. September 1896 wurde eine Filialkirche in Horsthausen eingeweiht.[1] Die Lambertuskirche in Castrop pfarrte zum weissen Sonntag 1900 die St.-Joseph-Gemeinde ab.[2] Bereits 1896 kaufte sie vom Landwirt Schulte am Esch ein Grundstück an der Südseite der Roonstraße.

Alte Kirche

Die St. Joseph-Kirche kurz nach ihrer Fertigstellung

Mit Unterstützung der Zeche Friedrich der Große (250.000 Ringofensteinen, Eisenanker und eine 1 m. starke Eisenbetonfundamentplatte) wurde vom Architekten Carl Pinnekamp[3] (* 17. Oktober 1872 in Gelsenkirchen; † 23. Mai 1955 in Essen) - als sein erstes Kichengebäude - eine dreischiffige neugotische Kirche mit einer verblendung aus Ibbenbürener Sandstein[4] zwischen der nördlichen Roon- (Haupteingang) und der südlichen Luisenstraße (Chor) errichtet. Das Richtfest war am 26. September 1908, die Benediktion am 6. Juni 1909 und die Konsekration am 22. April 1913. Im November 1944 wurde die Kirche schwer getroffen, Fenster, Gewölbe und Orgel waren völlig zerstört, die Inneneinrichtung schwer in Mitleidenschaft gezogen, einzig Altar und Tabernakel waren unbeschädigt. Ihr Turm stand schief und das Dach musste erneuert werden, wofür in der Gemeinde längere Zeit die finanziellen Mittel fehlten, daher musste die Kirche bis 1960 mit einem flachen Notdach auskommen.[5] Verursacht durch weitere Bergschäden neigte sich das Kirchenschiff um mehr als einen Meter auf der Nordseite und die Turmspitze geriet um 2,15 m aus dem Lot.
Am 12. Mai 1977 wurde die Kirche noch unter Denkmalschutz gestellt.
Nach Abwägung der Reparaturkosten mit den Kosten eines Neubaus entschied sich die Gemeinde für den Abriss, zumal noch teure Instandsetzungsarbeiten, die aus dem Luftangriff vom 11. November 1944 resultierten, hätten finanziert werden müssen. Die letzten Messe wurde am 24. April 1983 gefeiert. Die Abbrucharbeiten dauerten vom 20. Juni 1983 bis zum 8. September 1983. Der schiefe Turm von Horsthausen wurde am 15. August 1983 gesprengt.

Auszug aus der Kirche. Hier Teile des Kreuzweges.

Liturgische Gegenstände aus der alten Kirche sind 1991 an Missionshäuser verteilt worden. U.a. der Kreuzweg von Hermann Gesing.[6]

Neue Kirche

Die neue Kirche übernahm den alten Grundstein, dem die ehemalige und die neue Urkunde beigefügt wurden. Der Grundstein selbst wurde am 13. Juli 1984 im neuen Turm eingemauert.

Im Gegensatz zu seinem Vorgängerbau verzichtet der neue Kirchbau (mit Ausnahme des Turms) auf eine das Stadtbild beherrschende Dominanz. In bewusster Abkehr von der historisierenden Baukunst der alten St.-Joseph-Kirche mit ihrem neugotischen Formenrepertoire verkörpert die 1984 geweihte Kirche den liturgischen als auch funktionalen Wandel der Sakralbauten in der modernen architektonischen Formensprache der Nachkriegszeit. Gebaut wurde eine Kirche mit angeschlossenem Gemeindezentrum, das sich über eine Schiebetür zum Gottesdienstraum hin öffnen lässt und damit in den Kirchenraum integriert wurde. Beide Gebäude sind aus den gleichen Baumaterialien in niedrigen Bauweise gefertigt und passen sich dem umgebenden Wohnumfeld an. Lediglich der Glockenturm (26,70 m Höhe), der durch seine Kupferverkleidung etwas klobig wirkt, fällt aus dem Rahmen. Bekrönt wird dieser vom alten Kreuz samt Wetterhahn, die auf dem neuen Kirchturm einen würdigen Platz erhielten.

Architekt des Baues war der Architekt Gerold A. Ringelhan (1931-2019) in Wenden, welcher bereits die St. Barbara Kirche in Elpeshof vollendet hatte.

Innenausstattung

Im Inneren ist die Kirche aufgrund der wenigen Fenster und der mit Holzpaneelen verkleideten Decke dunkel gehalten. Die Leitidee des Innenraumes lautet: Das Volk Gottes auf dem Weg. Der Baukörper und seine Deckengestaltung verweisen daher auf ein Zelt. Durch eine geschickte Lichtführung fällt die zweistufige Altarinsel, die durch zwei asymmetrisch angeordneten senkrechten Fensterbänder beleuchtet wird, auf. Der Hauptweg, der die Diagonale des quadratischen Kirchengrundrisses (20,40 m) bildet, führt direkt zum Altar und zum Licht. Die Glasfenster schuf Helmut Lang aus Köln. Der Bildhauer Ulrich Langohr in Menden[7] schuf u.a. die vier Seitenreliefs des Altars mit Szenen aus dem Alten Testament.

Orgel

Als erste Orgel wurde im Juni/Juli 1911 die 30-registrige Orgel in die alte Kirche eingebaut.


In der neuen St. Josephskirche befindet sich eine klassizistische Schleifladenorgel mit ursprünglich neun Registern aus dem Jahre 1810. Der Orgelprospekt mit Pfeifenstockgesims ist aus Eiche und hat die Maße von 10 m. Höhe, 4 m. Breite und 2,4 m. Tiefe. Die vergoldeten Profile, Schleierwerke und Konsolen bilden mit der frühklassizistischen Dekorschnitzerei den dreitürmigen Prospekt. Die Orgel wurde in Herford vom Orgelbauer Meyer erstellt. 1903 gelangte sie in die Börniger Notkirche, nach 1904 in die dortige neue St. Peter und Paul Kirche. Sie wurde dabei auf 17 Register erweitert. 1960 übergab man sie für die alte Horsthauser Kirche, um sie 1983 für den Kirchenneubau bei der Firma Sauer in Höxter restauriert und auf 21 Register erweitern zu lassen. Seit 1987 ist sie, unter weiteren Erweiterungen des Spielwerks und des Orgelgehäuses, wieder in Gebrauch. Sie ist die älteste erhaltene und zugleich wertvollste Orgel in Herne. Sie steht seit dem 3. Dezember 2007 unter Schutz und ist unter der Nummer 702-63/DL-07 in die Denkmalliste der Stadt Herne eingetragen worden.[8] [9]

Disposition: (Gerd Wittig 1986)

I. Manual II. Manual Pedal
1. Bordun 16´ 10. Gedackt 8' 18. Subbaß 16´
2. Principal 8´ 11. Salicional 8´ 19. Prinzipalbaß 8
3. Viola da Gamba 8´ 12. Geigenprinzipial 4´ 20. Choralbass 16'
4. Gedacktflöte 8´ 13. Blockflöte 4´ 21. Stillposaune 16´
5. Oktave 4´ 14. Schwiegel 2´
6. Flöte 4´ 15. Quinte 1 ⅓´ Spielhilfen:
7. Sesquialtera 2fach 2 ⅔´ 1 3/5´ 16.Gambenmixtur 3fach Manualkoppel 2/1
8. Oktave 2 17. Schalmey Tremulant 8´ Pedalkoppel 1
9. Mixtur 3fach Pedalkoppel 2

Glocken

Das erste Geläut musste im I. Weltkrieg abgegeben werden und erst im Mai 1926 durch 4 neue Bronzeglocken der Firma F. Otto aus Hemelingen bei Bremen ersetzt:

  • Salator-Mundi, Es-Glocke, 1649 Kg
  • Regina Coeli, ges=Glocke, 975 Kg
  • Beatus Josef, as=Glocke, 685 Kg
  • Sanktus Michael, b=Glocke, 481 kg.

Auch dieses Geläut musste am 17. Dezember 1941 für die Kriegswirtschaft abgegeben werden. Das neue gleichnamige aber nun aus Stahl gefertigte Geläut wurde am 14. Dezember 1952 konsekriert. Seit dem 7. Juni 1984 hängen diese im neuen Turm.

  • Salator-Mundi, d´, 1,51 m ø, 2560 Kg
  • Regina Coeli, f´, 1,27 m ø, 1500 Kg
  • Sanctus Josef, g´, 1,11 m ø, 1040 Kg
  • Sanktus Michael, a´, 0,97 m ø, 680 kg.

Literatur

125 Jahre St. Joseph Herne-Horsthausen

Ein Blick zurück mit Hilfe der »Festschrift zum 2. Jahrestag der Kirchweihe am 24. November 1986« – also vor 35 Jahren! Zu diesem Zeitpunkt war die Gemeinde 90 Jahre alt. Ursprünglich zählte Horsthausen, wie auch Börnig, Sodingen und Holthausen, zum Kirchspiel St. Lambertus in Castrop. Nach einer Urkunde soll das schon in der Zeit Karls des Großen, etwa um 800 n. Chr. so gewesen sein. Auf Druck des Grafen von Strünkede sind seine Untertanen der Reformation im 16. Jh. »zum Opfer gefallen.« Demnach sind nur wenige Familien »dem Glauben der Väter treu geblieben«. Zum Ende des 19. Jh. wuchs die Zahl der Katholiken wieder deutlich an. Daher reichte auch eine Erweiterung der Lambertus-Kirche bald nicht mehr aus.

Ab 1892 gehörten die Horsthauser zur »Filiale Börnig-Sodingen-Gysenberg«. Der für die Filiale zuständige Kaplan Wolff begann, für die Gläubigen Horsthausens Geld zu sammeln und gründete 1895 einen Kirchbauverein. Schon am 24. Juli 1895 konnte für 3.100 Mark ein 200 Ruten großes Grundstück gekauft werden (nördliche Begrenzung Roonstraße und südliche Luisenstraße).

Die Zahl der Katholiken stieg insbesondere durch den Zuzug vieler Polen stark an. 1896 waren es bereits 1.400. Die Zeche Friedrich der Große zog viele Arbeiter an. Daraufhin ließ »Herr Landdechant Pfarrer Keweloh, Hochwürden zu Castrop«, eine Notkirche bauen. Sie war 20 Meter lang und 14 Meter breit. Am 20. September 1896 wurde die erste heilige Messe gefeiert. Die Geburtsstunde der Gemeinde!

Am 30. März 1900 war es dann soweit. 1900 wurde die Gemeinde von der Muttergemeinde in Castrop nach einigem Widerstand abgepfarrt. Danach entstand »mit verstärktem Eifer eine große Sammelleidenschaft« für eine neue Kirche.

Bis 1904 kamen rd. 33.000 Mark zusammen. Nachdem die Gewerkschaft Friedrich der Große 250.000 Steine gestiftet hatte, konnte dem Architekten der Auftrag erteilt werden. Die Notkirche war auch viel zu klein. 1906 zählte die Gemeinde 3.200 Seelen. Darum musste die Anzahl der Messen erhöht werden.

Am 21. April 1908 begannen die Bauarbeiten der neuen Kirche und am 5. Juli 1908 wurde die Grundsteinlegung unter großem Jubel gefeiert! Am 6. Juni 1909 konnte mit großer Freude der erste Gottesdienst in der neuen Kirche, die jedoch erstmal nur mit dem Notwendigsten ausgestattet war, gefeiert werden. Bis zur Weihe der Kirche, am 22. April 1913, sollten aber noch fast 4 Jahre vergehen. Es heißt: »In den Altar wurden Reliquien der Heiligen Märtyrer Simplicius und Mansuetus gesenkt.«

Noch 1909/1910 konnten der Kreuzweg, das Missionskreuz sowie das aus Rom beschaffte Marien-Bild aufgehängt werden. 1911 folgte eine 30-registrige Orgel, eine »gediegene« Sakristei-Einrichtung. Seit November 1912 brannte in ihr auch elektrisches Licht. Drei Jahre später wurde ein Beichtstuhl aufgestellt.

Volkszählungen zu diesem Zeitpunkt ergaben, dass von rd. 5.000 Katholiken etwa 2/3 Polen waren. Dadurch war es notwendig, viele Veranstaltungen für Deutsche und Polen getrennt abzuhalten. Der neue Vikar Franz Menke verbrachte 1907 extra 2 1⁄2 Monate in Polen, um die polnische Sprache zu lernen.

Dann kam 1914 der 1. Weltkrieg. In der Chronik steht lobend, dass die Josephs-Gemeinde die Angehörigen der im Felde stehenden Soldaten gut betreut hat. Bitter empfunden wurde die Wegnahme der unter schwersten Opfern angeschafften Bronzeglocken. Das Kriegsende wurde sehnlichst erwartet. Er dauerte ja bekanntlich bis 1918.

Von 1922 bis 1926 dauerte das Sammeln und Sparen für neue Glocken, die 11.600 Mark kosteten. Nachdem es immer schwieriger wurde, jemanden für das Läuten der Glocken anzustellen, sah man sich 1928 gezwungen, ein elektrisches Geläut anzuschaffen.

Dem derzeitigen Pfarrer lag die Einrichtung einer Schwesternstation sehr am Herzen. Nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten wurde sie an der Ecke Scharnhorststraße/Zietenstraße als Bewahrschule für 60 Kinder und Nähschule gebaut. Leider musste sie 1932, wegen hoher Kosten, schweren Herzens schon wieder geschlossen werden.

Die Menschen litten, wegen hoher Arbeitslosigkeit, viel Not. Das nächste besondere katastrophale Ereignis war ab 1939 der 2. Weltkrieg. Im selben Jahr wurden mehrere polnische Vereine durch die Gestapo aufgelöst. Bis Weihnachten 1939 waren bereits zwei Söhne der Gemeinde gefallen. Seit Dezember 1940 war der Religionsunterricht aus der Schule verbannt und auf die Kirche beschränkt. Am 17. Dezember traf die Gemeinde abermals der Verlust des Bronzegeläutes schwer.

Und dann kam Samstag, der 11. November 1944. Kirche und Pfarrhaus sanken durch Treffer von Luftminen in Trümmer. Das Gewölbe der Kirche stürzte ab. Die Orgel wurde zerstört. Altar und Tabernakel blieben unversehrt. Es heißt: »Das war der traurigste Tag im Leben der Gemeinde.« 5 von 100 im Luftschutzraum weilenden Personen hatten den Tod gefunden. Die Kirche erlitt weitere Schäden, bevor die Amerikaner 1945 kamen und endlich Ruhe und Frieden einkehrte. Dann konnten die Gottesdienste wieder im von der Gewerkschaft Friedrich der Große, im Volksmund Piepenfritz genannt, zur Verfügung gestellten Saal Kasino Friedrichseck, schräg gegenüber auf der Roonstraße, stattfinden.

Pfarrhaus und Vikarie wurden 1946 eingeebnet und das Kirchendach 1947 abgebrochen. Bis wieder die erste heilige Messe in der Kirche gehalten werden konnte, dauerte es bis zum 2. Juli 1950! Wieder waren größte finanzielle Anstrengungen nötig. 1948 wurde ein Kirchbauverein gegründet. Die St.-Bonifatius-Gemeinde schenkte 6.000 DM und die Herz-Jesu-Gemeinde unterstützte mit 2.000 DM. Die St.- Marien-Gemeinde hatte leihweise einen Prozessionsaltar zur Verfügung gestellt. Die Bänke hatte die Stadt Herne vom Flüchtlingsamt geborgt. Die bis 1950 zusammengekommene Wiederaufbaukollekte betrug 13.000 DM, die Schulden beliefen sich auf 50.000 DM. Es fehlte auch immer noch an allen Enden Geld. Am 14. Dezember 1952 konnten die Glocken geweiht werden und am 1. März 1953 ertönte erstmals eine Leihorgel, die jedoch durch die nur notdürftig gedeckte Kirche bis 1959 beschädigt wurde. Am 19. Juli konsekrierte Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger den Hochaltar.

Der damalige Pfarrer Stier konnte erst 1956 ins neue Pfarrhaus einziehen, starb jedoch ganz kurz danach. Ihm folgte Pfarrer Woytas, ein geborener Herner.

Durch die hohen Flüchtlingszahlen und die kriegszerstörten Wohnungen, war die Wohnungsnot immer drückender geworden. So begann in Horsthausen ein großes Bauvorhaben das andere abzulösen. Insbesondere entstanden zwei neue Siedlungen: Pantringshof und Elpes Hof. Die Aufzeichnungen klingen so, als wenn sehr bald klar war, dass in beiden Siedlungen neue Kirchenbauten als notwendig erachtet wurden.

So entstanden Ende der 1950er Jahre eigene Seelsorgebezirke als Pfarrvikarien in Pantringshof/Pöppinghausen und Elpeshof mit der späteren Errichtung der St. Pius- und der St. Barbara-Kirche.

Unabhängig davon entstand in den folgenden Jahren, in der verkleinerten St.-Joseph-Gemeinde, ein sehr vielseitiges, umfangreiches Gemeindeleben. Die erste Pfarrgemeinderats-Wahl fand in St. Joseph, am 6. August 1967 statt. Viele Gruppen und Vereine waren sehr engagiert christlich und sozial tätig. Ab 1971 wurden Pfarrbriefe erstellt. Auch ab 1971 hat sich die Gemeinde an den Sternsingeraktionen beteiligt. Seit 1972 gibt es jedes Jahr ein großes Pfarrfest (aktuell 2020 und 2021 coronabedingt nicht).

1975 war ein weiterer Priesterwechsel. Bevor Pfarrer Woytas am 1. Mai in den Ruhestand ging, feierte er, am 5. April, sein 40-jähriges Priesterjubiläum und damit auch seinen Abschied. Schon am 29. Juni wurde Pfarrer Joachim Krämer, geb. 1936, als Nachfolge-Pfarrer eingeführt. Am 1. August desselben Jahres erhielt er Verstärkung durch den jungen Gemeindereferenten Josef Becker. Unter ihm blühte insbesondere die Kinder- und Jugendarbeit neu auf. Regelmäßige Treffen in Altersgruppen mit jährlichem Zeltlager, Wochenendausflügen, sozialen Aktionen und später auch Romreisen für Messdiener brachten guten Zusammenhalt.

1977 musste über eine Renovierung der Kirche und Umbauten nachgedacht werden. Nach Antrag des Kirchenvorstands kamen Baufachleute aus Paderborn, im August 1978, zum Gespräch. Das Ergebnis war, dass die Kirche gründlich renoviert und das Pfarrhaus sowie die Vikarie zu einem Pfarrheim umgebaut werden sollten. Der Plan der Umgestaltung zum Pfarrheim wurde im Nachhinein als »unsinnige Idee« bezeichnet und man »bearbeitete«, bei einer Firmung, erfolgreich den Erzbischof, davon Abstand zu nehmen. Weitere Planungen führten auch zu keinem Ergebnis. Dadurch kam die Idee zum Abbruch und Neubau der Kirche in, kleinerer Form, mit Pfarrheim-Anbau. Bei einem Ortstermin der Experten am 26. Januar 1981 fiel die Entscheidung, dass die alte Kirche abgerissen wird. 1977 war sie noch unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Kirche war inzwischen einen Meter und der Turm über zwei Meter durch Bergschäden in Schieflage. Nach Besprechungen in den Gremien und Information sowie Zustimmung von der Gemeinde in einer Pfarrversammlung zzgl. des Erhalts des Bescheids der Stadt Herne, begann direkt die Planung der neuen Kirche und der Finanzierung. Außerdem musste eine Übergangsregelung gefunden werden.

Am 31. Januar 1983 kam die Abbruchgenehmigung der Stadt Herne und am 24. März 1983 die vom Generalvikariat Paderborn.

Bei den Neubauplänen mussten nachträglich, aus finanziellen Gründen, noch Verkleinerungen vorgenommen werden. Von der Kirchenbehörde wurden die Kosten auf 3 Mio. DM begrenzt. Wieder einmal, in der Geschichte der Gemeinde, wurde große Spendenfreudigkeit ‒ mit Erfolg ‒ erbeten.

Als Ausweichmöglichkeit für Gottesdienste wurde noch einmal der Saal Casino Friedrichseck aufwendig hergerichtet.

Dann wurde es ernst! Die letzte Messe in der alten Josephs-Kirche wurde am 24. April 1983, gefeiert. Danach wurde das Allerheiligste in langer Prozession in die »Notkirche« gebracht; ebenso alle Gegenstände, die man tragen konnte. Es war eine besondere Stimmung der vielen Gläubigen, die mitgegangen sind. Es gab Tränen des Abschieds, denn viele haben wichtige Ereignisse ihres Lebens, wie Taufe, Kommunion, Firmung und Eheschließung in der Kirche gefeiert. Aber die Hoffnung auf die neue Kirche gab sicher auch Trost.

Am nächsten Tag wurde die Kirche geschlossen und das Ausräumen begann. Besonders das Reliquien-Kästchen und der Grundstein wurden sichergestellt. Vom 10. bis 12. Juni 1983 wurde um die alte Kirche noch das Pfarrfest gefeiert, und am 20. Juni 1983 begannen die Abrissarbeiten. Am 29. Juli 1983 wurde die Turmspitze abgehoben und am 15. August 1983 der »schiefe Turm von Horsthausen« gesprengt.

Am 20. August 1983 wurde der erste Spatenstich für die neue Kirche vorgenommen, und am 29. Januar 1984 wurde der Grundstein gelegt. Jedoch dann zur späteren Einmauerung, in die Turmwand im Pfarrheim aufbewahrt. Das Richtfest konnte am 8. Juni 1984 gefeiert werden. Die letzten Wochen waren bis zum Morgen des Kirchweihtages gefüllt mit ehrenamtlicher Arbeit von vielen Frauen und Männern, Putzen, Aufarbeiten von Bänken, etc.

Und dann war endlich der Tag der Kirchweihe! Der 24. November 1984 wird in der Festschrift als ein »großer Tag in der Geschichte der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph in Horsthausen« bezeichnet. Wieder setzt sich ein langer Prozessionszug von der Notunterkunft, in Bewegung zur neuen Kirche. Alle Gegenstände, einschließlich der Heiligen-Reliquien, werden zurück getragen. Weihbischof Drewes erhält vom Bauunternehmer den Schlüssel.

Trotzdem gibt es die Zeremonie, dass er dreimal mit dem Bischofsstab an das Portal klopft und ihm dann aufgetan wird. Der feierlichen Weihe wohnen sehr viele Gäste bei und machen sie zu einem ganz besonderen unvergesslichen Erlebnis, wie auch der Abriss der alten Kirche eines war.

Die Gemeinde war mit der neuen Kirche und mit dem verbundenen Pfarrheim sehr glücklich. Das Gemeindeleben blühte. 1991 wechselte Pfarrer Joachim Krämer nach Lünen. Für ihn kam Pfarrer Norbert Johannes Walter, wieder ein gebürtiger Herner.

Trotz der Gründung der beiden Gemeinden St. Barbara und St. Pius und der damit verbundenen Trennung, gab es auch Zusammenarbeit. So wurden z. B. gemeinsame Fronleichnamsfeiern und Karfreitagsbußgänge begangen und die Chöre unterstützten sich gegenseitig. Zum 1. Oktober 1984 wurde sogar ein dem Erzbischof vorgeschlagener offizieller Pfarrverband für Zusammenarbeit errichtet. Dazu gehörten, außer den drei Horsthauser Gemeinden St. Joseph, St. Barbara und St. Pius, auch die Gemeinde St. Marien in Baukau.

Soweit aus der Festschrift.

Aus den Jahren danach ist nichts Besonderes bekannt. Es gab neben den Gottesdiensten viele religiöse, soziale und auch Vergnügungsangebote der verschiedenen kirchlichen Gruppen, Vereine und Verbände; u. a. sogar eine Israelreise und weitere Reisen.

Zum 1. Mai 2001 wurden gemäß den Vorgaben des Erzbistums Pastoralverbünde gegründet. In Herne (im Gebiet des alten Herne vor dem Zusammenschluss mit Wanne-Eickel) gab es vier. Dem Pastoralverbund Herne-Nord gehörten die vier Gemeinden an, die sich schon zum Pfarrverband zusammengeschlossen hatten. Die Zusammenarbeit machte nach und nach Fortschritte und wurde enger. Die Gemeinden waren aber noch rechtlich selbständig. Der allgemeine Rückgang der Katholikenzahlen und der Priester machte es dann aber notwendig, weitere Zusammenschlüsse zu so genannten »Pastoralen Räumen« vorzunehmen. Die vier Herner Pastoralverbünde, mit ihren 10 Einzelgemeinden, entschieden sich für eine neue Großpfarrei. Diese wurde am 1. Januar 2017, unter dem Namen St. Dionysius, gegründet. Seitdem sind die Einzelgemeinden nicht mehr selbständig. Da zurzeit kein Stopp, bzw. keine Umkehr der rückläufigen Tendenz der Gläubigen- und Priesterzahlen geschieht, ist zu befürchten, dass in absehbarer Zeit einzelne Kirchen geschlossen werden müssen, wie es im Nachbar-Bistum Essen schon vielfach praktiziert wurde. Ein neues trauriges Kapitel der katholischen Kirche!

Anmerkungen: Wie schon zu Beginn erwähnt, wurden diese Ausführungen der Festschrift von 1986 – bis zu diesem Zeitpunkt - in Absprache mit einem der Verfasser, dem Ge- meindereferenten i. R. Josef Becker, entnommen. Er hat auch ermöglicht, die Fotos aus den Chroniken zu kopieren. Ihm sei dafür herzlich gedankt. Erwähnen möchte ich noch, dass die Gemeinde ihren Namen Josef über viele Jahre mit »f« geschrieben hat. Inzwischen wird er wieder mit »ph«, wie bei der Gründung, geschrieben, also Joseph. Ich habe ihn daher, auch dann, wenn in der Festschrift Josef steht, Joseph geschrieben.

Barbara Rohde

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Weblinks

Ursprungstext mit Autorenverzeichnis

Wikipedia: St. Joseph (Herne), abgerufen am 22. Januar 2015

Einzelnachweise

  1. Vgl. Castroper Anzeiger vom 23. September 1896 online auf Zeitpunkt.nrw
  2. "In der katholischen Kirche gelangten am weißen Sonntag die Urkunden zur Verlesung, laut welchen die bisherigen Zweiggemeinden Börnig=Sodingen und Horsthausen von der Muttergemeinde Castrop abgetrennt und zu selbständigen Pfarreien erhoben werden. Die neue Kirchengemeinde Börnig=Sodingen erhält daselbst von der bisherigen Gesammtgemeinde die Kirchengrundstücke mit der aufstehenden Kirche und dem Pfarrhause, wogegen erstere 9500 Mk. von den vorhandenen Schulden zu übernehmen hat; Horsthausen erhält ebenfalls die Grundstücke mit Kirche und Pfarrhaus zum Eigenthum und übernimmt 7300 Mk. Schulden." Vgl.: Castroper Zeitung vom 24. April 1900
  3. Vgl. St. Jospeh (Wanne)
  4. Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ibbenb%C3%BCrener_Sandstein
  5. Vgl.: Melanie Günter: Der Bochumer Architekt Carl Pinnekamp (1872-1955), Dissertation Technische Universität Dortmund, 2010 S. 38
  6. Eine Station ist allerdings zuvor in Flammen aufgegangen und sorgte so für eine Generalsäuberung der neuen Kirche.
  7. * 7. November 1940 Menden. Vgl: http://www.st-marien-herne-baukau.de/Nachlese/Langohr-Plastik/Langohr-Plastik.pdf S. 2
  8. http://herne.ratsportal.net/bi2/vo020.asp?VOLFDNR=3697#allrisBV
  9. HalloHerne.de 100 Okjekte Herne, Folge 6
  10. https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjk_u7y6efPAhWGXCwKHT4WAI8QFggcMAA&url=https%3A%2F%2Feldorado.tu-dortmund.de%2Fbitstream%2F2003%2F30455%2F1%2FDissertation.pdf&usg=AFQjCNFOaozapEBRtyGQF6vjfoGitlnUfw