Hof Schroer (Baukau)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Hof Schroer
Stadtbezirk: Wanne
Ortsteil: Baukau
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Letzte Änderung: 24.03.2017
Geändert von: Thorsten Schmidt

Adresse 1938: Schnittstraße 24a

Bewohner 1938

  • E[igentümer]: Reichsbahndirektion Essen
Hermann, Christoph, Arbeiter
- Horst, Arbeiter
Kietzer, Helmut, Eisenbahner
- Gertrud, Arbeiterin [1]

Zwischen 3 Gleisen eingekeilt

Schroerscher Hof hat eine eigene Eisenbahnbrücke

Der Brunnen ist versiegt - Petroleumlampen brennen

Von der Großstadt Herne wußte man noch nichts, als vor rund 200. Jahren in Baukau inmitten wogender Kornfelder und weiter Wiesen der Schroersche Hof gebaut wurde. Dieses alte Bauernhaus steht heute noch. Die Kornfelder ringsumher sind verschwunden. Das Haus liegt jetzt eingekeilt zwischen drei Bahndämmen. Es hat bis auf den heutigen Tag noch kein elektrisches Licht. Die Petroleumlampe erhellt am Abend die Räume. Doch dieses Bauernhaus hat eine eigene Eisenbahnbrücke, die den drei Familien, die heute in ihm wohnen, den Weg zur Stadt freihält. Ein Haus mit eigener Eisenbahnbrücke, das ist immerhin schon etwas.

Das Hauptgleis der Strecke Recklinghausen — Essen läuft links an dem rußgeschwärzten Haus vorbei. Diagonal zu ihm reckt sich der Damm der Strecke nach Gelsenkirchen in den Himmel und, das Haus vollkommen von der Außenwelt abschließend zieht sich ein verbindendes Gütergleis entlang.

Als die Reichsbahn vor etlichen Jahrzehnten mit dem Bau der Bahnstrecken begann, kaufte sie die gesamten Ländereien auf. Sie kaufte damals auch das Bauernhaus, unterbrach eine Eisenbahnstrecke und baute eine Brücke, damit die Bewohner des Hauses (heute sind es Angestellte der Bundesbahn) freien Zugang zu dem Haus zwischen drei Bahngleisen hatten. So kam das Haus aus alter Zeit noch zu einer modernen Eisenbahnbrücke.

Nur das Rollen der Züge

Die Obstbäume wiegen sich im Wind. Der blaue Maihimmel wölbt sich über dein rußschwarzen Giebel des Hauses, das Generationen von Menschen kommen und gehen sah. Der Brunnen hinten im Hof ist längst versiegt. Der Fortschritt der Zeit hat dep Bewoh-nern des Hauses eine richtige Wasserleitung beschert; was ihnen noch fehlt, ist elektrisches Licht. Es wäre nicht schwer, auch das zu beschaffen, denn die nächste Anschlußstelle liegt etwa 100 bis 150 Meter entfernt.

Es ist ruhig hier draußen. Den Lärm der Großstadt kann man nur erahnen. Man lint das Summen der Bienen, im Stall muht die Kuh, grunzen Schweine, und am Bahndamm weidet ein Schaf. Nur das Rollen der Züge hoch oben auf dem Bahndamm stört hin und wieder den „ländlichen" Frieden.

Enten mit Gleiserfahrung

Ich sitze oben in der Wohnung der Eheleute Hermann. Ein Zug braust in Fensterhöhe vorbei. Keiner schaut auf. Man ist dieses Bild gewohnt. Frau Hermann versteht es gut, von der alten Zeit zu erzählen. Seit dem Jahre 1928 wohnen sie hier im Haus am Bahndamm. Neben der Arbeit bei der Bahn hat man immer ein bißchen „Landwirtschaft" betrieben, hatte seine Schweine im Stall und auch seine Enten. „Im ersten Jahre kamen unsere ganzen Enten unter die Räder", sagt Frau Hermann. Die Tiere wollten nämlich über die Gleise hinweg zu einem Tümpel. Sie taten es just in dem Augenblick, wenn ein Zug vorbeikam. In den Jahren später jedoch waren die Enten vorsichtiger. Sie hatten sich inzwischen die nötigen „Eisenbahnkenntnisse" angeeignet und schauten stets nach links und rechts, bevor sie die Gleise überquerten. Es passierte ihnen nichts mehr.

Er wollte nicht melken

Mit echtem, mütterlichem Stolz berichtet Frau Hermann von ihrem Sohn Horst[Anm. 1] [2] . Vater Hermann sitzt dabei und schmunzelt still vor sich hin. Sohn Hermann war nämlich von der kleinen elterlichen „Landwirtschaft" gar nicht erbaut. Er bastelte lieber an seinen Flugmodellen herum, und für ihn konnte es nichts Schlimmeres geben, als melken zu müssen. "Oft hat es da Dresche gegeben", lacht Frau Hermann. Doch Sohn Hermann wußte damals noch nicht, wozu „Dresche" und die Kunst des Melkens gut waren. Im Kriege wurde nämlich er, der Ritterkreuzträger und Stukaflieger, über Griechenland abgeschossen. Zusammen mit seinem Bordfunker schlug er sich zur deutschen Linie durch. Sieben Tage waren die beiden unterwegs. Proviant hatten sie wenig, und da kamen den beiden jene „landwirtschaftlichen Kenntnisse" des Flugzeugführers sehr wohl zu statten. Denn Melken hatte Holst ja, dank der drastischen Beihilfe seiner Mutter im Haus zwischen den drei Bahndämmen in Baukau, gelernt. Gg. [3]

Anmerkungen

  1. Geboren 30 August 1918, Horst Hermann war ein hochdekorierter Feldwebel in der Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs. Während seiner Karriere flog er 729 Einsätze. Auszeichnungen: Frontflugspange in Gold mit Marke "700", Ehrenpokal der Luftwaffe (9. August 1943), Eisernes Kreuz 1939 2. Klasse und 1. Klasse, Deutsch Kreuz in Gold (26. November 1943), Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 6. Dezember 1944 als Feldwebel und Pilot im 2. Schlachtgeschwader 2 "Immelmann". Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Horst_Hermann en.wikipedia.org

Siehe auch


Quellen

  • Stadtarchiv Herne: Ordner Bauernhöfe und Kotten in Herne.